Rund Hannibal - Spannung bis zu Letzt

Zu dieser navigatorisch anspruchsvollen Langstreckenregatta waren in OSC I, II und III gute Felder zusammengekommen. In OSC III ging es für uns um Platz 1 der Gesamtwertung. Mit einem 1. Platz in dieser Regatta würden wir an der SY „Ohlala“ vorbeiziehen. War das theoretisches Wunschdenken?  Die Teilnehmerliste war herausfordernd. Natürlich waren die SY „Larn“ (diese hatte Niendorf gewonnen), die SY „Test“ (Vorjahressieger Rund Hannibal) und die SY „Ohlala“ dabei. Der neue Wettfahrtleiter ließ uns diesmal nicht auf der Wendeplatte segeln (nur rd. 400 m Kreuz), sondern in der Hobener Bucht mit einer längeren Startkreuz. Einsam starteten wir am Leefass, da mir die linke Seite aufgrund meiner Beobachtungen der vor uns segelnden  Yachten von Vorteil  schien. Und die Rechnung ging auf. Mit knappem Vorsprung rundeten wir das Luvfass und gingen auf die sich anschließende Kreuz. Dabei gab es einen mehrfachen Führungswechsel zwischen SY „Ohlala“ und uns und auch die SY „Test“ war noch in unmittelbarer Reichweite. Während sich später das gesamte Feld entschloss, bei den leichten Winden die Seite vor Timmendorf / Insel Poel zu wählen, orientierte ich mich an der SY „Na Und“, die erkennbar auf der Boltenhagener Seite gute Fahrt machte. Hierdurch konnten wir einen erheblichen Vorsprung bis zur Luv Tonne nach rd. 7 SM aufbauen. Beim Runden dieser Tonne streikte mein betagter Navigations-PC und wir fuhren einigermaßen orientierungslos dem Feld hinterher. Bald konnte der Spi gesetzt werden. Kurz hinter uns segelte die SY „Bannerouge“ aus der Gruppe 2. „Bannerouge“ begann zu luven. Normaler Weise lasse ich mich auf Luvkämpfe mit Yachten aus anderen Startgruppen nicht ein, sehr zum Leidwesen meiner engagierten Crew. Anders an diesem Tag. Wir zogen also eine vermeidliche Überhöhe zur nächsten Tonne, aber Hauke Haberlandt ließ sich auch durch Zurufe nicht beirren. Und das war unsere Rettung. Denn die Tonne Flagtief 4 hatten wir schlichtweg nicht auf dem „Schirm“ und rundeten selbige eher rein zufällig auf der richtigen Seite. An Bord der SY „Ohlala“ waren unsere „Luvkämpfe“ mit der SY „Bannerouge“ mit Freude beobachtet worden (so berichtete man uns später). Die Ernüchterung an Bord der „Ohlala“  kam, als sie weit in Lee liegend die Tonne Flagtief 4 wahrnahm. Die „Ohlala“ hatte diese Tonne ebenfalls nicht eingeplant und rundete sie daher mit großer Verspätung. Dies brachte uns nach 50 % der Distanz einen Vorsprung von rd. 7 Minuten (die Mädels hatten dies gestoppt). Auf der sich anschließenden Kreuz frischte der Wind auf 5 Bft. auf und wir hatten mit der Genua 1 das falsche Vorsegel. Reff 1 im Groß konnte diesen Mangel etwas lindern, aber die Welle bremste doch heftig. So büßten wir zum Luvfass wieder rd. 3 Minuten gegenüber „Ohlala“ ein. Es lagen noch rd. 9 SM unter Spinnacker platt vor dem Laken vor uns. Da würde „Ohlala“ schneller sein, das wusste ich. Die Nervosität an Bord stieg und fast hätten wir eine weitere Tonne übersehen. Die Korrektur kostete Zeit. Der Abstand schmolz auf eine Minute zusammen. Wann würden wir endlich die letzte Tonne erreichen? Dann ginge es halbwinds weiter, wo wir wieder bessere Chancen hätten. Die Tonne rundeten wir mit 30 Sekunden Vorsprung. Bis ins Ziel noch 1 Meile. Noch im letzten Moment versuchten die Mädels den Befreiungsschlag, indem sie auf Genua 1 wechselten. Sie hatten die Hoffnung, dass wir das Ziel unter Spi nicht erreichen würden. Das gelang aber ohne Probleme und wir gewannen die Regatta mit hauchdünnen Vorsprung und damit den Ostsee-Cup. Für die Mädels war das natürlich bitter, hatten sie doch die gesamte Saison im Ostsee-Cup geführt. Tapfer erwiesen sie sich als faire Zweite. Vielen Dank für das Willkommen an Bord der SY Ohlala! Auch Hauke Haberlandt bin ich dankbar , ansonsten hätte es uns an der Tonne Flagtief 4 „gerissen“. Wir hatten wirklich großes Glück. Hauke wurde Zweiter in OSC II – herzlichen Glückwunsch! Ein besonderer Gruß geht nach Heiligenhafen und für die Mädels (und alle, die es mögen) ist nachfolgend noch die entsprechende Musik als Link verfügbar. Wir Ostsee Cup Segler sind eben eine große Familie.
 
Musik : Sister Sledge -We are family - hier klicken
 
Wir sehen uns am 10.11. in Lübeck zur Preisverteilung. Einladung in Kürze
 
Bis dahin eine gute Zeit
 
Andreas Peschlow SY Celestine