Neustädter Mittsommernacht – von Allem etwas….

Ach wie schön wäre eine Fortsetzung des warmen Wetters in der Woche vor der Regatta  gewesen. Eine laue Sommernacht mit Mondschein zur Mitsommernacht Regatta gab es lange nicht mehr. Aber pünktlich zum Regattawochenende bescherten Tiefdruckgebiete Gewitter, Wind und Regen. Zur Steuermannsbesprechung gegen 17:00 Uhr blitzte und donnerte es noch heftig. Start der Gruppen II und III sollte um 19:00 Uhr sein. Da zu diesem Zeitpunkt eine Windwalze mit 26 Knt. durchzog, gab es erstmal Startverschiebung um 15 Minuten. Beim Start flaute der Wind dann auf 22 Knt. ab. Wir hielten uns am Startschiff auf, wo es sehr eng wurde. 30 Sekunden vor dem Start auf der Linie, zwang uns die SY Feinschliff (völlig regelgerecht) stark anzuluven und ich sah mich schon als Frühstarter. Zum Glück gab es keinen Einzelrückruf und so konnten wir das Rennen aufnehmen. Nach einer kurzen Startkreuz rundeten wir als viertes Schiff der Startgruppen II und III das Luvfass. Es kam eine kurze Vorwindstrecke zur Halsen-Tonne. Den Spi setzte aufgrund der Windstärke und der anstehenden Halse keiner. Nach der Tonne dauerte es dann auch noch eine Weile, bis die ersten Spi`s gesetzt wurden. Ich hatte nur einen alten Reserve Spi an Bord, der sich bislang insbesondere bei Leichtwind bewährt hatte. Bei 20 Knt. Wind machte ich mir keine Gedanken über die Haltbarkeit dieses Segels. Der Frieden dauerte aber nur rund zwei Minuten, dann riß der betagte Spi komplett aus dem Luvliek. Von dann an sollte es also eine ruhige Regatta ohne Spi werden. Natürlich kam Frust auf, als dass Feld langsam aber sicher unter Spi vorbeizog. Wir wechselten auf Genua I, um wenigstens ausgebaumt vor dem Wind mehr Fläche zu haben. Zum Einsatz kam ein altes Tuch, da ich meine neue Genua I ungern über 17 Knt. Wind fahre. Und so ging ich auch auf den Vorschlag meiner Crew ein, mit diesem alten Segel auf die Kreuz zu gehen. Alle anderen fuhren mit Genua III weiter. Unser Glück war: der Wind nahm ab und wir waren mit Genua I gut unterwegs. Was haben wir zu verlieren, dachte ich mir und so entschieden wir uns auf der Kreuz praktisch als einzige Yacht links herauszufahren. Das Feld wurde durch die hereinbrechende Nacht geschluckt. Hinter der Luvtonne (Neustadt I) schlief der Wind völlig ein. Der Windex drehte sich im Kreis und Ausbaumen der Genua I brachte gar nichts. Von hinten kamen wieder Yachten mit Spi auf und uns blieb nur Frust schieben. Der Wind drehte dann mehr auf südliche Richtung und halbwinds ging es zum zweiten Mal zur Trave-Tonne. Zurück war es ein Anlieger zur Tonne Neustadt 1. Von dort segelten wir mit geschrickten Schoten ins Ziel. Das Echolot war in ständiger Beobachtung, da außerhalb des engen Fahrwassers böse Untiefen lauerten. Es gab Yachten, die hier kurz vor dem Ziel durch Grundkontakt wertvolle Zeit verloren. Im Ziel waren wir dann gegen 2 Uhr und erfuhren, dass das Folkeboot aufgegeben hatte. Die Gruppen III und IV sind in 2016 zusammengelegt worden und der Faktor eines Folkebootes (YS 114 – wir haben YS 103) will erstmal herausgesegelt sein. Na wenigstens sind wir nicht allerletzter in unserer Gruppe geworden, dachte ich mir. Zwischenzeitlich hatte ich während der Regatta auch an Aufgeben gedacht. Aber es kam anders.
Nachdem die Lebensgeister mit Hilfe des Regattafrühstücks am nächsten Morgen wieder zum Leben erwachten, wunderte ich mich bei der Siegerehrung nicht ganz hinten genannt zu werden. Die Kreuzen hatten es wohl gebracht. Wir landeten auf Platz 2 – also Durchhalten (ohne Spi) hatte sich gelohnt. Am Tag danach war auch das Schlafdefizit vergessen. Der Veranstalter hat wie immer eine gute Regatta durchgeführt - wir werden 2017 wieder mit dabei sein. Danke an meine Crew und herzlichen Glückwunsch an alle Gruppensieger:
 
Gruppe I :                   Frank Haßler - SY Fru Hansen
Gruppe II :                  Lutz Pouplier – SY Tsunami
Gruppe III / IV :           Sönke Thormähen – SY Topic
Gruppe V :                  Christian Heinritz – SY Shoddy
 
Viele Grüße aus Berlin.
Andreas Peschlow
SY Celestine